Chronik in Wort und Bild 1910 bis 1985, 75 Jahre Fischereiverein Frankenthal e.V.

Im sogenannten “Goldenen Zeitalter” war die Sportfischerei, bis auf Privatgewässer, frei.

Durch das Bayerische Fischereigesetz vom 15.August 1908 wurde die freie Angelfischerei im wesentlichen aufgehoben bzw. stark eingeschränkt.

Auszug aus I. Fischereigesetz, Abteilung II, Artikel 8, Angelfischerei: “Die bisher in einzelnen Landesteilen jedermann zustehende Befugnis in den öffentlichen Gewässern die Angelfischerei auszuüben, wird ohne Entschädigung aufgehoben”.

Dieser Umstand bewog die “Angelfischer” sich in Verbindungen zusammen zu schließen um ihren Interessen mehr Gewicht zu verleihen.


1910

In der Gaststätte “Zum Brückenkopf”, Inh. Martin Vogt als Sportfischer, wurde mit mehreren Sportkameraden der Fischereiverein Frankenthal gegründet. Als Vorstand wurde Martin Vogt berufen, der mit seinem Anglerkameraden August Fleischbein die damaligen “Paul-Schmittschen-Weiher” für den Verein pachtete und somit die erste Grundlage schuf, dass Mitglieder des Vereins in vereinseigenem Pachtgewässer ihren Angelsport ausüben konnten. Ebenso wurde am 3. November 1912 mit dem Kreisfischereiverein Speyer, mit der Sektion Ludwigshafen ( heute Petri Heil 09 LU ) und dem Fischereiverein Frankenthal der Pfälzer-Anglerbund gegründet.

heute “Strandbad Frankenthal” früher “Strandbad am Siegfriedsbrunnen”


1914 bis 1918

Erster Weltkrieg.


1919 bis 1933

Während des ersten Weltkrieges kam das Vereinsleben nach und nach zum Erliegen. So musste 1919 ein Neuaufbau beginnen. Dem damaligen Vorsitzenden August Fleischbein war es vorbehalten, mit den noch vorhandenen 20 Mitgliedern diese Pionierarbeit in Angriff zu nehmen.

Was die damaligen Verantwortlichen und Mitglieder an persönlichen und finanziellen Opfer erbrachten, muss unvergessen bleiben.


Ein “baustein” des FVF 1919

1919 bis 1920 

Martin Vogt übertrug seine Pachtrechte für den Kugelfangweiher mit allen Rechten an den Fischereiverein. Durch Anteilscheine (Bausteine) wurde ein erstes Finanzkapital geschaffen, um spätere Vorhaben verwirklichen zu können.


1924

An den Paul-Schmittschen-Weihern wurde eine Fischerhütte erstellt.

Erste Anfänge eines Fischerfestes brachten durch Fischverkauf und sonstige Einnahmen eine Aufbesserung der Vereinskasse.

Einsatz zum Fischerfest


um 1924

…die “Helden” sind müde.

Im Erbaurecht wurde das Gelände am Kugelfang erworben. So konnte der Beschluss gefasst werden ein vereinseigenes Fischerheim zu errichten. Dies geschah in freiwilliger Eigenleistung der Mitglieder und mit großzügiger Unterstützung materieller und finanzieller Art damaliger Frankenthaler Geschäftsleute.

Baubeginn 1926

Stehend v. l. n. r.: Rupp Michael, Allgeier Peter, Öffler Fritz, Vogt Martin, Nockel Karl, Lohnmüller Hans, kniend: Trutzel Adam, Kind Vogt, Karl Müller Fritz, Kinder: Vogt Martin jr. Tochter von Trutzel Adam.

Durch Abschluss eines Fischereipachtvertrages für eine Rheinteilstrecke, mit dem Recht der berufsmäßigen Netzfischerei wurden erste Voraussetzungen geschaffen

das “Fischerheim” als Fischspezialitätenlokal zu offerieren.

Eine Portion Rheinfische (2-3 Rotaugen), damals ein Genuss und 1 “Stein Bier” für 1,-RM waren für jeden erschwinglich. Wachsendes Ansehen in der Öffentlichkeit und ein großes Angebot an seine Mitglieder brachten dem Verein einen enormen Mitgliederzuwachs.

Eine größere Halle (sog. Sonnenhalle) gegenüber dem “Fischerheim” wurde gebaut, Ausgrabungen für Zuchtweiher und Siedlungsweiher wurden vorgenommen und so eine ideale Stätte für Freizeit und Geselligkeit der Frankenthaler Fischer und unserer Bevölkerung geschaffen.

Gelände um 1932

Mit welcher, sicherlich ungewollten, hellseherischen Vorausahnung die damaligen Verantwortlichen des Vereins zu Werke gingen, sollte sich etwa um 1932 bestätigen.

Von der Stadtverwaltung Frankenthal wurde der Bau eines Freibades an den

Paul-Schmittschen-Weihern begonnen.

Von einer finanziellen Entschädigung für Fischbesatz, Besatzzuwachs und sonstigem ist nichts bekannt.

Etwas erfreuliches jedoch ist zu erwähnen:

Dank und Lob der Behörde, denn das damals per Handschlag zugestandene Recht, nach Fertigstellung des Freibades, die Angelei auf Grund eines Pachtvertrages weiterhin ausüben zu können, ist bis heute erhalten geblieben.


1933-1939

Mit dem Jahre 1933 begann für viele Vereine, so auch für den Fischereiverein

Frankenthal, eine Zeit, da das Vereinsleben von oben befohlen oder geleitet wurde und die Vorsitzenden, als Vereinsführer betitelt, gewollt oder ungewollt, ausführendes Organ waren. Aus dieser Zeit bleibt als wesentliches lediglich zu berichten, dass der damalige Frankenthaler Kanal ab 1. Januar 1935 als Angel- und Fischgewässer von dem Verein gepachtet wurde. Eine Angelerlaubnis der Mitglieder erfolgte nur durch eine vorherige Erklärung und Verpflichtung eine Erlaubnis zu erwerben.

Frankenthaler Kanal (“Schließ”) um 1935


1939-1945

Zweiter Weltkrieg


1943

Totale Zerstörung der Halle.


1946

Wiederaufbau und Neubeginn des Vereinslebens.

Nach dem Tage Null war es zunächst schwierig, den Verein neu aufzubauen. Mitglieder, vor allem mit der Führung beauftragte Personen, unterlagen einer Überprüfung ihrer politischen Vergangenheit durch die Besatzungsmächte.

Karl Nockel, brachte damals die nötigen Voraussetzungen und so konnte er mit einigen früheren und neu hinzugekommenen Mitgliedern den Neuaufbau des Vereins beginnen.

Nun galt es das Vereinsleben zu Ordnen, mit den Nachwirkungen des Krieges fertig zu werden und mit dem noch Vorhandenen zunächst zu überleben.

Erst die Währungsreform und Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ließen eine produktive und erfolgsversprechende Vereinsarbeit zu.

Gewässerpachtverträge wurden erneuert bzw. neue Angelgewässer gepachtet.


Sonntagmorgen am Kugelfangweiher um 1960

1952-1953

Die während des Krieges zerstörte Halle wurde neu aufgebaut.

Ende der 50er Jahre konnte das alte “Fischerheim” zu einem attraktiven “Fischspezialitätenlokal” mit moderner Fischküche umgebaut werden.

Eine günstige Gelegenheit – Abtragung des Kugelfanges – ermöglichte die kostenlose Ausbaggerung der Zuchtweiher zu einem Angelgewässer.

Vergrößerung bzw. Vertiefung von Kugelfang- und Siedlungsweiher folgten. Der Stricklerweiher, in der Gemarkung Ludwigshafen liegend, wurde als Angelgewässer gepachtet. Mit dem Erlös der wieder entstandenen Fischerfeste erwarb der Verein ein 1,546 ha großes Gelände in der Gemarkung Altleiningen, um es später zu einem Forellenweiher auszubauen.

Nachdem auch das Gelände am, Kugelfangweiher besucherfreundlich hergerichtet war, konnte sich der Fischereiverein Frankenthal e.V. anlässlich seines 50jährigen Jubiläums in der Öffentlichkeit präsentieren.

1960

Leider musste zu jener Zeit nach und nach die Nutzfischerei im Rhein wegen des stärker aufkommenden Schiffsverkehrs und anderen Umstände, eingestellt werden. Durch die einsetzende Verschmutzung des Rhein’s ließ die Geschmacksqualität der Rheinfische zu wünschen übrig. Lediglich die Netzfischerei im Sporen wurde zum Besatz für die Angelgewässer beibehalten.

Felchen, Truschen und andere Bodenseefische erfreuten sich nun eines regen Zuspruchs der Gäste aus nah und fern.

Die vorangegangenen, z. T. auch notwendigen baulichen und sonstigen Maßnahmen haben viel zum Ansehen des Vereins beigetragen, forderten aber auch in den folgenden Jahren ihren Tribut besonders in finanzieller Hinsicht.

Durchstehvermögen der damaligen Verantwortlichen und die Treue der Mitglieder ermöglichten die Überwindung einer kritischen Zeitspanne. Dazu gehörte auch die seitherige Geselligkeit und Kolegialität innerhalb des Vereins zu erhalten und zufördern. Die Renovierung der Halle, Verlegung von Leitungen, Installierung moderner Heizgeräte und Bau einer Toilettenanlage waren notwendig um hierzu die nötigen Voraussetzungen zu schaffen und wie sich in der Folgezeit herausstellte, durch gut besuchte Wochenendveranstaltungen auch bezahlt machten.

Netzfischerei am Sporen 

Nicht vorauszusehende Ereignisse belasteten mehr und mehr die Arbeit der Vereinsführung und die Geduld der Mitglieder.

Gewässerpachtverträge mussten auf Grund anderer Gegebenheiten neu erstritten werden, Verlandung der Gewässer am Kugelfang und des Kanals führten zum Verlust fischreicher und attraktiver Angelgewässer Die begonnenen Arbeiten am Gelände Altleiningen mussten eingestellt werden.

Um den Engpass der Angelmöglichkeiten zu überwinden, wurden mit dem damaligen Oberbürgermeister Zeißler erste Kontaktgespräche geführt, mit dem Ziel, den an der B9 entstehenden Baggersee als Angelgewässer für den Verein zu gewinnen. Die Netzfischerei und die bis dahin ausgeübte Angelfischerei im Sporen gingen durch überhöhte Forderunge

Lieber Herrgott lass uns noch ein wenig Zeit-denn wir haben Zeit.
Von l. n. r.: Hinkel Stefan + Leisenheimer Fritz + Römer Philipp

n und Auflagen der Bezirks-Regierung und sonstiger Umstände für den Verein verloren. Wenn auch bis Ende der 60er Jahre ein Teil der finanziellen Belastung abgebaut war, musste zur vollkommenen Behebung derselben, eine im voraus kalkulierbare Einnahmequelle geschaffen werden.

So wurde Mitte 1970 die bis dahin auf Provisionsbasis in eigener Regie geführte Gasstätte langfristig verpachtet. Dem ging allerdings wieder eine kostspielige Renovierung voraus, ebenso musste der Verein und seine Mitglieder durch die Verpachtung auf manche Privilegien verzichten.

Der Grundsatz: Gutes zu übernehmen und weniger Gutes versuchen besser zu machen, sowie das Verständnis und die Opferbereitschaft der Mitglieder, halfen mit, die Voraussetzungen zur Gesundung der Vereins zu schaffen.

Die positive Weiterentwicklung der folgenden Jahre schloss sich nahtlos an die vergangenen Jahre an.


1975

Der Kräppelweiher wurde als Angelgewässer gepachtet.

Nach getaner Arbeit

Ende der 70er Jahre erfolgte eine teilweise Abtretung des in Erbbaurecht stehenden Geländes am Kanal, worauf ein Kegelcenter errichtet wurde. Durch Renovierung der Halle mit Küchenanbau sollte ein neues “Fischerheim” entstehen.

Seit Bestehen des Strohhut- und Standbadfestes beteiligt sich der Verein aktiv an diesen Veranstaltungen. Mit Beginn der 80er Jahre konnte sich der Verein nach und nach ausreichende Mittel erarbeiten. Sie waren zum Ausbau des Geländes in Altleiningen vorgesehen. Leider zeigte das Vorhaben, durch Einspruch der zuständigen Behörde und enormem Kostenanstieg, bis heute keinen Erfolg. Zum Nutzen der Mitglieder wurde der Fischbesatz forciert, was auf Grund der gegebenen Verhältnisse in den vergangenen Jahren in dem Maße einfach nicht möglich war.


1983

Mit der Wahl des 1. Vorsitzenden Roland König fand eine Verjüngung in der Vereinsführung statt. Mit noch einigen “Altgedienten” hat die jetzige Vereinsführung bereits sichtbare Erfolge vorzuweisen. Die Außenansicht der Halle und der Gaststätte wurden neu gestaltet. An Stelle eines früheren Abstellschuppens wurde ein Jugendraum erstellt. Hierbei sind neben Anderen besonderes Roland und Edgar König zu nennen, die in selbstlosem Einsatz für die Fischerjugend eine mustergültige Versammlungsstätte geschaffen haben.


1984

Nach 10jähriger Abstinenz wurde erstmals wieder ein Fischerfest durchgeführt, das in der Öffentlichkeit viel Lob und Anerkennung fand und Erinnerungen an frühere Fischerfeste des Fischereivereins weckte. Viele Aufgaben und Vorhaben stehen noch an. Hierzu bleibt zu wünschen, dass Geschick und Realitätssinn und die Unterstützung aller Mitglieder zum Erfolg führen. Zum Wohle und Ansehen des Vereins und zum Nutzen seiner Mitglieder.